Einen kleinen Einblick in eine Sportart der etwas anderen Art durfte ich am 4. Juli bekommen. Wir wollten einen Ort ca. 80 km entfernt von der Hauptstadt besuchen, der für seine Produkte aus den Blattfasern der Palmenart "Raphia" bekannt ist. Aus den Fasern werden unzählige Produkte des täglichen Bedarfs von den Madagassen in Handarbeit hergestellt, Beispiele dafür sind Körbe, Matten, Tischunterlagen, Seile und noch vieles mehr.

Unsere Route Antananarivo/Talatamaty - Ambohimiadana

Die ersten Kilometer durch Tana bis auf die Route 7, die Hauptverbindung in den Süden, waren für mich nichts ungewohntes mehr, obwohl der Verkehr hier in der Hauptstadt nur wenig mit dem zu tun hat was wir unter Straßenverkehr verstehen. Der immer dichte Verkehr, oder meistens eher Stau ist eine Mischung aus uralten Autos und Taxis, wenigen moderneren Fahrzeugen, meist Geländewagen wie unser zwar mit 220000 km auch schon betagte, aber für hiesige Verhältnisse noch recht neue Toyota Land Cruiser, rauchenden LKW´s, Mofas und Motorrädern, Zebu-Karren, Schubkarren, Fahrrädern und Fußgehern - und das alles ohne erkennbaren Regeln oder System. So wie auch auf dem nachstehende Foto zu sehen, werden hierzulande die meisten Lasten innerhalb der Städte transportiert.

Nach ca. 40 Kilometern, verließen wir die Route 7 und begaben uns auf den Weg nach Ambohimiadana. Die ersten 20 Kilometer legten wir auf noch asphaltierter Straße zurück, was aber nicht bedeutet das wir noch rasch voran kamen. Unzählige Schlaglöcher - oder besser "Gruben" zwangen mich einen Slalomkurs zu fahren, um nicht Auto und Insassen zu malträtieren. Das Tempo wurde bereits hier sehr langsam, aber auch der eine oder andere Foto - Stopp in dieser malerischen Gegend drückte den Schnitt. Einsame Ortschaften, Ananassfelder, Reisfelder, Maniokfelder, Zuckerrohrfelder, Mangobäume, Bananenbäume, Papayabäume, Avocadobäume, und noch zahlreiche mir unbekannte Pflanzen zogen an uns vorbei.

Immer wieder erkundigten wir uns bei den Einheimischen nach dem Weg, bzw. der Fahrzeit, dabei entstand auch dieses für Madagaskar sehr typische Foto, eines Überlandtaxis, genannt Taxi-Brousse.

Irgendwann war es dann soweit, und der löchrige Asphalt wich einer Erd-Sand Piste, die an den schnellsten Stellen nur noch ein Tempo von ca. 30-40 km/h zuließ. Das Fahren wurde zum Sport, ständig auf der Suche nach der besten Linie, ging es über Stock und Stein, bergauf und bergab, kurvig war es sowieso. Sofort dachte ich an mein Scott Scale das zu Hause in Tana geblieben war, ich denke mit dem MTB hätte man die ca. 20 Kilometer lange, unbefestigte Strecke in der selben Zeit von ca. 2 Stunden zurückgelegt. Immer wieder mussten wir hinter Zebu-Karren herfahren, bis es eine Möglichkeit gab, langsam daran vorbei zu fahren. Bei Gegenverkehr, der zum Glück eher selten war, war immer wieder ein vorrausschauende Fahrweise von Nöten, da es nicht immer möglich war so ohne weiteres aneinander vorbei zu kommen. Auch eine Wasserdurchfahrt, und einige Brücken, die nicht ganz unserem baulichen Standard entsprachen forderten mich auf dem Weg zu unserem Tagesziel. Die wunderschönen Eindrücke, von dieser in der Regel gänzlich von Touristen unberührten Landschaft belohnten aber die harte Arbeit am Steuer. Nachstehende einige Impressionen von Unterwegs ohne viele Worte.

 

Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser Ziel, ein Bild vom Ort, und dem typischen Schildern am Ortseingang mit der Aufschrift Tonga Soa - Herzlich Willkommen durften natürlich nicht fehlen.

In einem typischen Restaurant, hier genannt Hotely nahmen wir unser Mittagsessen ein bevor wir uns an die Besichtigung der "Raphia-Fabrik" machten!

Die kühler werdende Temperatur, war ein klares Zeichen, das es Zeit war den Rückweg anzutreten, zuvor bekamen wir von den freundlichen "Fabrikbesitzern" noch Kaffee und Reiskuchen gereicht. Wir wollten unbedingt vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf befestigte Straßen gelangen. Die Fahrt in Richtung Westen bei der tief stehenden Sonne, war nicht minder fordernd als beim Herweg - knapp aber doch gelangten wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder auf den asphaltierten Abschnitt. Der Rückweg nach Tana und durch die Stadt dauerte noch sehr lange, der übliche Stau ....

Dennoch ein wunderschöner Tag voller neuer Eindrücke lag hinter mir - und meinen Sport hatte ich auch ohne Rad bekommen!!!