Nachdem ich nun schon einige längere Ausfahrten auf Asphalt und auch einige kürzere auf unbefestigten Wegen hinter mir hatte, wollte ich nun eine größere Runde im Gelände fahren. Da es im dichten Wegenetz ohne genaue Ortskenntnis unmöglich ist sich zu orientieren, wollte ich zum ersten Mal die Navigations-Funktion meines Garmin Edge 500 verwenden. Dazu musste ich am PC die Route planen und diese dann auf den Garmin übertragen, was auch recht gut gelang. Am frühen Nachmittag ging es dann los, ich fuhr von Talatamaty aus in Richtung Flughafen, bis zur Croco Farm. Dieser Weg war mir ja schon bekannt und so konnte ich mich auf die für mich neue Funktion meines Tachos konzentrieren. Auf einer Linie, die die geplante Route darstellte, bewegte sich ein Punkt der meine aktuelle Position war, das funktionierte wunderbar. Kurz nach der Croco Farm bog ich rechts in einen kleinen Weg ab, und musste mich ab sofort auf das GPS verlassen. Wenige Zeit später passierte ich eine kleine Ortschaft, und hatte dabei gleich die erste Hürde zu nehmen. Auf dem schmalen mit tiefen Spurrinnen versehenen Weg, machte sich eine Gruppe Madagassen auf den Weg zur Feldarbeit. Als ich von hinten auf die Gruppe stoß, und versuchte mich langsam durch die Gruppe zu kämpfen, wichen zunächst die ersten Leute erschrocken zur Seite, hatten dann aber großen Spaß bei meinem Anblick. Auf dem Weg durch die Gruppe wurde ich immer wieder von Ausrufen wie "Bonjour" - "Manao ahoana" - "Salama" - "vaza-vaza" und freundlichem Lachen begleitet. Kurz darauf zeigte mir der Garmin an, das ich mich links halten sollte, was ich vorerst aufgrund des kaum auszumachenden, ansteigenden Pfades kaum glauben konnte, aber ich vertraute der modernen Technik und kämpfte mich den ersten Anstieg empor - belohnt wurde ich mit diesem Ausblick.

Nachdem ich diesen ersten Anstieg bewältigt hatte, ging es ebenso wild hinunter, wie es zuvor bergauf ging. ein sehr schmaler von den sommerlichen Starkregen ausgewaschener Sand-Erd Trail mit vielen Geländestufen forderte meine gesamte Aufmerksamkeit. Auch die mir entgegenkommenden Einheimischen, zu Fuß, per Rad oder auch mit Motorroller verlangten mir hohe Konzentration, bei gleichzeitig unglaublich hohen Fahrspaß ab. Nach einer weiteren kleinen Ortschaft ging es wieder bergauf, dieses Mal etwas länger. Ich überholte einige Madagassen, die Zum Teil ihre Räder schoben, oder ohnehin zu Fuß unterwegs waren. Wenn immer es mir möglich war grüßte ich die Leute, was stets sehr freundlich erwidert wurde. Oben angekommen war ich zunächst überwältigt vom phantastischen Panorama, so nah der kochenden Hauptstadt so ein ruhiges faszinierendes Gebiet zu sehen, mit dem hatte ich nicht gerechnet. Ich versuchte dieses Bild mit dem Handy festzuhalten, was aber nur schwer möglich war, weil es einfach unmöglich ist den Gesamteindruck einzufangen.

Es waren nur noch wenige Meter bis zu einer Spitzkehre, von der aus es auf der anderen Seite des Hügels wieder bergab ging. Eine schier endlos lange leicht abfallende Gerade lag vor mir, mit hohem Tempo fahrend war der Fun-Faktor extrem hoch! Nur eine den Weg querende Zebu-Herde bremste vorübergehend mein Tempo.

Nach einer kleinen Siedlung kam eine weitere starke Richtungsänderung. Bevor ich um die Kurve sah, hörte ich bereits den Klang zweier Taxi-Brousse und noch lauter den daraus tönende Gesang der Insassen. Als ich die abfallende Kehre umfahren hatte erspähte ich die zwei kleinen Busse die gerade versuchten eine kleine Brücke, die durch Reis- und Gemüsefelder führte zu überfahren. Dies ging nur im Schritttempo, da der Weg extrem ausgewaschen war. Hier entstanden auch diese beiden Fotos.

Ich überholte die Busse, die Leute winkten mir singend zu, und staunten nicht schlecht über meine Ausrüstung. Eine weitere 180° Kurve weiter ging es wieder bergauf, und ich befand mich unmittelbar hinter einem anderen stark rauchenden Fahrzeug. Hinter diesem, ein Madagasse mit seinem "Stahlross" - ich schloss auf, grüßte ihn mit einem "Bonjour" was er freundlich erwiderte. Wir fuhren einige Zeit gemeinsam hinter dem Fahrzeug her, und wechselten einige Worte, wobei wahrscheinlich er genau so wenig verstand wie ich - aber das war egal - wir fuhren beide mit dem Rad und das verbindet! Schließlich gelang es uns doch bergauf das Auto auf dem schmalen Pfad zu überholen, eine Zeit lang hängte sich der Mann an mein Hinterrad, was mich schon einigermaßen verwunderte - da er technisch gesehen ein halbes Jahrhundert hinter mir lag! Schließlich wurde es ihm aber doch zu stark und ich war wieder alleine in der wunderschönen Landschaft. An einer weiteren Kreuzung verfuhr ich mich kurz, der Garmin schrie aber sofort Alarm, und ich fand kurz darauf wieder den richtigen Weg, sofern man diesen als solchen ausmachen konnte! Es ging bergab - wie in einem ausgetrockneten Flussbett, extreme ausgewaschen, aber das machte riesen Spaß mit meinem Scott! Dennoch unterbrach ich kurz die rasante Fahrt um diese schönen Bilder einzufangen.

Unten angekommen war es soweit, die Strecke teilte sich der Garmin sagte links halten, sobald ich aber einige Meter fuhr warnte er mich dass ich die Route verlassen hätte. Ich drehte um fuhr zurück und nahm den anderen Weg, aber kurz darauf das selbe Spiel, ich stand allein mit einem Zebu mitten in Reisfeldern, der Garmin hatte für mich nur die Info dass ich am falschen Ort war, also wieder retour bis zu dem Punkt wo mir das GPS signalisierte dass ich wieder auf der richtigen Route war. Da stand ich nun zwei Wege, keiner war richtig, zum umkehren befürchtete ich war es zu spät, es würde finster werden bis ich zurück war, und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Also was tun? Zum Glück kamen zwei Männer auf Rädern vorbei, der eine ein kleines Kind vorne auf der Lenkstange, der andere etwas jünger und alleine mit seinem Zweirad. Ich wußte der Ort auf den ich wieder auf die mir bekannte Route 4 kam hieß Alakamisy und so versuchte ich, neben dem jüngeren Mann hergehend - es ging sehr steil im Sand bergauf - zu erfragen ob das der richtige Weg nach Alakamisy sei. Ich glaubte zu verstehen, dass es tatsächlich links nach Alakamisy ging und so fuhr ich auf verdacht in diese Richtung. Es ging bergauf immer wieder las ich auf dem Display "Streckenabweichung" nur leider sah ich nicht wo die richtige Strecke war - was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, dass der Garmin bereits bei einer Abweichung von 3 bis 5 Meter diese Meldung ausgab. Wie sich später herausstellte verlief die geplante Route parallel nur wenige Meter oberhalb der von mir nun gefahrenen, war aber mit dem Auge nicht mehr als Weg erkennbar. Nach vielleicht einen Kilometer Anstieg stieß ich wieder auf die geplante Route, und die erlösende Meldung "Route gefunden" erschien am Display. Erleichtert konnte ich nun meine Tour fortsetzen und noch einige schöne Bilder machen.

Kurz bevor ich wieder auf eine größere Ortschaft traf entstand dann noch dieses letzte Foto von meiner neu gefundenen Hausrunde. Es war schon 16:00 und ich hatte laut Garmin noch 10 Kilometer vor mir, ich wollte keine Zeit mehr verlieren, ich wusste ja nicht was noch alles vor mir lag!

Der letzte Ort vor Alakamisy, aufgrund fehlenden Ortschildes kenne ich den Namen nicht, nenne ich "Dorf des Lachens". Der Grund, durch den lang gezogenen Ort ging es bergauf auf einem schlechten mit Steinen ausgelegten Weg, dementsprechend langsam war das Tempo. Es war Sonntag und viele Leute saßen oder standen entlang der Straße und aßen, tranken, sprachen oder spielten. Als mich am Ortseingang die erste Gruppe sah und ich sie freundlich grüßte, begannen sie, ich vermute aufgrund meiner für sie sehr seltsamen Radkleidung, laut zu lachen. Wie ein Lauffeuer zog sich das Lachen durch den ganzen Ort, was natürlich auch mich in hohem Maße erheiterte. Mit diesem positiven Gefühl erreichte ich wenige Zeit Später Alakamisy und damit auch die Route 4 von wo aus ich den bekannten Weg zurück nach Talatamaty fuhr. Komplett verstaubt kam ich nach 39 km und einer Fahrzeit von Netto 2 Stunden und 10 Minuten zu Hause an, knapp 600 Höhenmeter hatte ich dabei bewältigt. Selten zuvor hatte ich mit dem MTB so viel Spaß! Die fremde, beeindruckende Umgebung, die unglaublich Spaß machenden Wege mit den hier überall anzutreffenden Sand-Erd-Pisten und nicht zuletzt der Nervenkitzel und das Abenteuer, sowie der Kontakt mit den Madagassen ergaben eine faszinierende Mischung, die ich nur ungern missen möchte!