Freitag, 16. Oktober, wieder ein schöner Tag – wie geschaffen zum Biken auf Madagaskar. Nachdem ich mir bereits am Vortag für meinen Edge 500 eine neue Route zusammengestellt hatte, beschloss ich diese gleich mal zu testen. Mit 65 Kilometern sollte es die bisher längste sein die ich in Madagaskar mit dem MTB in Angriff nahm – und das fast ausschließlich im Gelände. Ich ging bei 20 km/h Schnitt von einer Fahrzeit von gut 3 Stunden plus etwas Zeit für die Fotopausen aus – vorweg das ging sich knapp nicht aus!

Am Ende des Berichts gibt's wieder eine kleine Fotogalerie mit den Highlights der Tour.

In Summe war ich 4:27:15 Stunden unterwegs, wobei die reine Fahrzeit 4:07:00 Stunden betrug. Dabei kam ich auf 1057 Höhenmeter und einen Schnitt von 15,9 km/h – das ganze bei einer Durchschnittstemperatur von 32,7°C.

Ich startete um 11:00 und fuhr den ersten, mir bereits bekannten Teil, relativ zügig um genügend Zeitreserven für den mir neuen Teil der Strecke zu haben. Ich wusste ja aus Erfahrung, dass die am Computer mit Hilfe von Google Maps erstellten Routen, hier nicht immer ganz einfach in der Realität zu finden waren. Bis zur Abzweigung auf den mir neuen Streckenabschnitt verlief alles problemlos, der Fahrspaß auf den zum Teil sehr kniffeligen Erdpisten war gewohnt hoch. Ich vermied es auf diesen Teil Fotostopps zu machen, da ich ja bereits in der Vergangenheit unzählige Bilder dieser Landschaft geschossen hatte.

Gleich nach der Abzweigung auf die unbekannte Route, ging es bergauf durch ein Dorf. Der an diesem Tag wieder mal sehr kräftige Wind meinte es in diesem Abschnitt gut mit mir und tauchte kräftig an. Zahlreiche Kinder liefen an den Straßenrand, begrüßten mich, lachten und feuerten mich lautstark an. So sollte das in allen kleinen Dörfern bleiben die sich nun auf den Weg nach Mahitsy wie auf einer Perlenkette auffädelten. War der Weg Anfangs ziemlich schlecht mit vielen großen Steinen gespickt, wich er nach einigen Kilometern einer guten, relativ breiten Erdpiste. Dieses zu befahren machte mit dem Wind im Rücken, der traumhaften Kulisse und den vielen Bodenwellen unglaublich viel Spaß! Unterwegs hielt ich immer wieder um Fotos zu machen, manchmal fuhr ich nur wenige hundert Meter und es gab schon wieder ein Motiv, für das es sich lohnte anzuhalten. Trotz der zahlreichen Stopps, erreichte ich Mahitsy schneller als ich gedacht hatte. Durch den langgezogenen, sehr lebhaften, mir bereits gut bekannte Ort an der Route 4, ging es nur bergauf auf Asphalt und groben Pflastersteinen weiter – nur ab jetzt leider gegen den Wind!

Zum Glück, dachte ich, sind es nur wenige Kilometer auf dem Asphalt, dann wusste ich ging es wieder links weg in die Botanik. Bis dorthin hatte ich auch kaum Probleme mit der Navigation, es lief alles perfekt. Nachdem ich noch einen Zebu –Karren und einige Madagassen auf ihren Stahleseln überholt hatte, ging es dann links ab und sofort war der Untergrund wieder ein anderer. Was nun folgte war einerseits äußerst selektiv, aber anderseits unglaublich faszinierend und schön! Es ging stetig bergauf und bergab, teilweise richtig steil und das alles auf sehr schlechten Erdpisten, die Abschnittsweise so tief waren, das ich immer wieder mit den Reifen versank und ich hochkonzentriert sein musste um nicht zu stürzen. Welche Geräusche nach kurzer Zeit vom Antrieb meines Scott kamen, kann ich an dieser Stelle leider nicht wiedergeben – dazu fehlen mir einfach die passenden Worte. Obwohl ich mir manchmal wirklich nicht mehr sicher war ob ich noch am richtigen Weg war klappte es auch mit der Navigation relativ gut. Ich fuhr durch unglaublich schöne kleine Dörfer, deren Bewohner denke ich noch nie einen Weißen auf einem MTB, durchfahren haben sehen. Immer wieder hielt ich inne um Fotos zu machen. Das Tempo mit dem ich weiterkam, brach massiv ein, zum einen wegen der schlechten Wege, und zum anderen weil ich doch ständig aufpassen musste auf der richtigen Strecke zu bleiben.

In einem kleinen Ort verlor ich dann aber doch die Orientierung, da wo mein Garmin hinzeigte gab es einfach keine Straße, nicht einmal eine Weg war auszumachen. Nach einigen Runden zwischen den wenigen Häusern, hielt ich kurz an um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Ein Madagasse erkannte meine Notlage und deutet mit der Hand in eine Richtung in der es nach Mahitsy gehen sollte, und in die entgegengesetzte Richtung, meinte er, man komme nach Talatamaty. Das Problem nur - meine Garmin zeigte in keine der beiden Richtungen. Er zeigte einen steilen Hügel hinauf, wo ich aber beim besten Willen keinen Weg sehen konnte, schon gar keinen befahrbaren. Was also tun nach Mahitsy wollte ich nicht nach Talatamaty zwar schon aber nicht auf diesem Weg! Obwohl der Mann sicher recht gehabt hatte, vertraute ich doch meinem Garmin. Auch weil ich wusste dass wenn ich von der geplanten Route abweichen würde ich komplett orientierungslos war. Also schob ich mein Bike den steilen unwegsamen Hügel hinauf, nicht wirklich spaßig aber zumindest meldete der Radcomputer nicht mehr ständig „Streckenabweichung“. Oben angekommen gab es tatsächlich sowas wie einen Weg dem ich nun ca. 500 m folgt dann sollte ich laut der Routenplanung scharf links abbiegen, was ich auch machte. Es war jetzt tatsächlich ein Weg zu erkennen, der den Hügel wieder ziemlich selektiv, steil bergab führte, verschärft dadurch, dass ich durch das hohe Gras den Untergrund nicht wirklich erkennen konnte. Auf halben Weg nach unten, sollte ich rechts abzweigen – die Frage die sich mir stellte war aber wohin??? Ich folgte also der Linie auf dem Edge und fuhr ins Gebüsch. Tatsächlich war nach gut 10 oder 20 Meter wieder ein verwachsener Weg erkennbar, der kurze Zeit später, man glaubt es kaum, wieder auf eine Erdpiste führte – und das Beste daran ich war auf dem richtigen Weg! Ich drückte auf der etwas besseren Piste wieder etwas aufs Gas, das Wasser wurde langsam auch knapp, und ich war ohnehin schon deutlich länger unterwegs als ich gedacht hatte.

Bis auf einen der seltenen Touristen Safaris die genau zum selben Augenblich auf der nun wieder sehr schlechten Straße vor mir auftauchten gab es keine weiteren Verzögerungen mehr. Ich hatte ziemlich zu kämpfen bis ich alle Geländeauto überholt hatte, und das war keineswegs lustig, da sie mich komplett einstaubten, und die Abgase waren auch nicht gerade angenehm. Komplett verstaubt kam ich dann ca. 4 Kilometer von daheim wieder auf Asphalt und rollte, soweit es der kräftige Gegenwind zuließ nach Haus – wo Charles sich ein Lächeln nicht verbergen konnte als er mich und das Scott sah – vermutlich weil wir beide zwischenzeitlich die gleiche Farbe angenommen hatten!