Die Zeit vergeht, trotz der allgemeinen Langsamkeit hier auf Madagaskar, wie im Flug. So ist es auch schon wieder einige Zeit her als ich den letzten Bericht verfasste. In den vergangenen drei Wochen habe ich fleißig Kilometer gesammelt, und dabei die eine oder andere neue Variante meiner Touren  versucht. Dabei habe ich wieder viel erlebt, und auch mit der neuen Vorbau-Lenker Kombination erste Erfahrungen gesammelt. Die nun deutlich tiefere, und auch etwas sportlichere Sitzposition bringt generell auf der Straße klare Vorteile mit sich. Im Gelände wirkt das Scott jetzt durch den längeren Vorbau etwas unruhiger, wobei auf ebenen Abschnitten und vor allem in Anstiegen die positiven Aspekte überwiegen. Geht es aber sehr steil bergab, vermisse ich schon etwas die höhere Front vor dem Umbau.

Eine weitere Neuerung auf der Materialseite ist die brandneu auf dem Markt erschienene GoPro Hero 5 Black, die ich mir wenige Tage vor meinem Abflug nach Madagaskar zugelegt habe. Leider war noch kein komplett geschlossenes Schutzgehäuse lieferbar, weswegen ich die Kamera bei den Ausfahrten, obwohl diese auch ohne Gehäuse Wasser- und Staubdicht ist, provisorisch mit Frischhaltefolie und Isolierband vor dem extremen Staub hier auf Madagaskar schützte – sicher ist sicher! Die Aufnahmen, der am Lenker montierten GoPro, sind für mich als absolut unerfahrenen Actioncam User sehr gut gelungen. Ausschnitte davon wird es auf der Homepage aber erst nach meiner Rückkehr nach Österreich geben, da ich mich auch erst in die Videoschnitt Software  einarbeiten muss. Stattdessen werde ich aber am Ende dieses Berichts einige Fotos meiner bisherigen Ausfahrten posten.

Nun aber zu den neuen Routen, oder besser gesagt, zu den neuen Varianten der mir bekannten Strecken. Wie schon bei meinen allerersten Berichten meiner MTB Ausfahrten hier in Madagaskar erwähnt, ist es sehr schwer sich hier zu orientieren. Die unzähligen Wege abseits der wenigen befestigten Straßen, die sich teilweise von Jahr zu Jahr deutlich verändern, sowie die praktisch nicht vorhandene Beschilderung machen es nicht gerade einfach neue fahrbare Routen zu finden. Ich gehe dabei immer so vor dass ich mir in einer  Satellitenansicht im Internet einen neuen Weg suche, und diesen dann probiere um zu sehen ob er auch wirklich mit dem MTB zu fahren ist. Das ist relativ zeitaufwendig, da sich in der Praxis Abschnitte oftmals als komplett unfahrbar herausstellen, oder aber diese einfach gar nicht vorhanden sind. Was dazu führt dass ich sehr gerne die mir bereits bekannten Touren fahre, da diese aufgrund der alljährlichen Regenzeit ohnehin immer wieder genug Veränderung und Abwechslung bieten. Dieses Jahr machte ich mich aber wieder auf die Suche, und fand tatsächlich schon ein paar neue Varianten meiner Touren, wobei ich noch ein paar Ideen im Kopf habe, diese aber noch nicht umsetzen konnte.  Es sind zwar einige fahrtechnisch sehr anspruchsvolle Passagen dabei, die nicht immer ganz fahrbar sind, aber das macht es eigentlich erst richtig interessant.

Kurz noch zum letzten Teil der Betitelung des Berichts „Bekannter MTB-Spaß“, den gibt’s hier in Hülle und Fülle! Die Mischung aus der hier besonderen Bodenbeschaffenheit, die Landschaft mit den kleinen typischen Dörfern , die kaum befahrenen, unzähligen teilweise sehr selektiven Wege und Pisten, das um diese Jahreszeit nahezu immer perfekte Wetter und nicht zuletzt die zahlreichen immer wieder aufs Neue faszinierenden, überraschenden und kuriosen Begegnungen mit Madagassen, und nicht zu vergessen deren Tieren und Transportmittel, sind hier schon sehr speziell. So begegnete ich bei einer meiner längeren Ausfahrten in einer Schiebepassage einen betagten Madagassen, der ebenfalls sein noch betagteres Fahrrad den Berg raufschob. Ich begrüßte ihn freundlich was er ebenso freundlich erwiderte. Unmittelbar darauf folgte seinerseits ein mehrminütiger Redeschwall, dessen Inhalt ich bestenfalls erahnen konnte. Um auch kurz Mal zu Wort zu kommen, erzählte ich ihm meinerseits, dass ich aus Österreich komme und von Talatamaty, über Mahitsy und Alakamisy wieder zurück nach Talatamaty fuhr. Ziemlich sicher verstand er genau so viel wie ich zuvor, und so verabschiedeten wir uns schließlich, beide wahrscheinlich erfreut über diese nette, sehr kommunikative Bekanntschaft! Nicht zu vergessen die Schulkinder, die mir regelmäßig auf ihrem Schulweg oder auch in ihrer Pausenzeit vor den Schulen begegnen. Für uns Europäer eigentlich nicht nachvollziehbar, dass ein Mountainbiker derartig viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Aber von lauten Vazaha, Vazaha Rufen, über herzerfüllendes Lachen, bis hin zu erschrockenen, erstarrte Gesichtern reichen die Reaktionen der Kinder. Ein kleines Mädchen beispielsweise sah mich in einem Dorf schon von weitem und versteckte sich scheu hinter einer Mauer, zu sehen war nur noch ihr Kopf. Als ich an ihr vorbeifuhr grüßte sie mich aus ihrem freundlichen Gesicht mit einem lauten Bonjour was ich umgehend erwiderte. Daraufhin strahlte sie übers ganze Gesicht, verlor dabei fast ihre Tasche die sie wie angeklebt auf ihrem Kopf trug, und rannte lachend davon. Kaum eine Ausfahrt bei der ich nicht mehrmals über solche Ereignisse schmunzeln muss. Selbst für jemanden wie mich, der in Österreich nahezu nur am Rennrad unterwegs ist, bietet die Umgebung von Antananarivo so viel Fahrspaß auf dem MTB, dass ich meinen Renner keine Sekunde vermisse -  wenn da nicht die einsame, bergige Route 4 nach Mahajanga, die sich ständig verändernde Landschaft an der Route 7 Richtung Süden, oder die dieses Jahr befahrene extrem kurvenreiche, wunderschöne Route 2 an die tropische Ostküste wären - ach ja und die Strecke nach Morondava an die Westküste wäre eigentlich auch noch super mit dem Rennrad befahrbar!